Kulinarisches, Literarisches und Regionales im Restaurant am Golfclub

v. li. Wolfgang Israel, BM Philip Middelberg, Dr. Hermann Queckenstedt, Lorena Israel Findley, Ulrich Steinmeier, Dieter-Joachim Srock, Pastor Detlef Salomo

Die 27. Folge einer bisher erfolgreichen Serie der Bürgerstiftung unter dem Slogan 30 x 30 (früher 25 x 25) wurde im März 2025 „aufgeführt“. Essen, Trinken, Kultur und eine Spende von 25 bzw. 30 € sind das Markenzeichen dieser ureigenen Idee, die 2013 in den Ratsstuben in Wersen ihre Premiere hatte. Damals noch mit ehrenamtlichen Köchinnen und Köchen, die für die angemeldeten Gäste ein Überraschungsmenü – eine Böse hat es nie gegeben! – vorbereiteten. Der erste Koch war der damalige Bürgermeister Rainer Lammers, in der Küche ebenso souverän wie in der Verwaltung, allerdings unter fachkundiger Anleitung. Nachdem der Wirt Thomas Engel, ein überaus gastfreundlicher Mitspieler in diesem Projekt, die Ratsstuben aufgegeben hatte, wird nun die professionelle Küche des Restaurants vom Golfclub Dütetal in Anspruch genommen. Der Geschäftsführer Dennis Strohmeier begrüßte die 30 Förderer der Bürgerstiftung an den festlich gedeckten Tischen, ein gemütliches Ambiente zwischen Eichenbalken und Kamin eines ehemaligen Bauerngehöfts. Durchaus passend die anheimelnde Atmosphäre des Gastraums für das ausgewählte Programm: „Der Nürnberger Bierkrieg“. Hinter dem Titel verbergen sich unbekannte Balladen. Detlef Salomo, der seit vielen Jahren als Hobbyrezitator auftritt, stellte aus dem geradezu unerschöpflichen Reservoir nur eine kleine, selten gehörte Auswahl vor. Aber es wurde so ziemlich alles „aufgetischt“, was in der Welt vorkommt an Liebe und Leid, Freiheit und Würde, Dummheit und Untergang, Tragödien und Komödien. Erzählungen in Reimen mit dramatischen Handlungen von Clemens Brentano, Adalbert Chamisso, Georg Herwegh, Erich Kästner, informativ und unterhaltsam präsentiert. Die Gattung lebt bis heute weiter im Kabarett, in Liedern und im Chanson. „Der Pfeifer“ von Reinhard Mey ist eine echte Persiflage auf die Italo-Western nach der Melodie des Filmklassikers „Spiel mir das Lied vom Tod“. 

Mit Spannung wird immer auch ein prominenter Ehrengast erwartet. Dr. Hermann Queckenstedt, Direktor des Diözesan-Museums Osnabrück, stellte in seinem Grußwort die regionalen Bezüge heraus. Der Historiker erinnerte an die Osterberger Reihe in der Osnabrücker Altstadt, ein ehemaliger Besitz des Kreuzherren-Ordens, der eine Niederlassung in Osterberg am Fuße des Klausbergs hatte. Und die Osnabrücker Domherren waren im Mittelalter für die Alt-Lotter Dorfkirche zuständig. Bis zur Einführung der Reformation setzten sie einen Priester für die Gemeinde ein. Der Ehrengast besuchte auch mehrmals das Lotter Stadion zu Spielen der Sportfreunde. In der Arche im „Talk am Dienstag“ referierte er über die Beziehung zwischen Osnabrück und Karl dem Großen. Die Welfen-Bischöfe wollten die Stadtgründung auf den großen Kaiser zurückführen. Dazu wurden sogar die Urkunden durch Interpolationen – sprich Fälschungen – korrigiert. Wie die unbekannten Balladen war auch den meisten nicht bekannt, dass Hermann Queckenstedt vor über 30 Jahren als junger Journalist für die „Neue Osnabrücker Zeitung“ aus Lotte berichtete. Er blickt heute auf eine vielfältige berufliche Tätigkeit zurück, mit der Museumsarbeit, mit Ausstellungen und Führungen, mit Forschungen zur Stadtgeschichte. Bescheiden erwähnte er, mehr am Rande, sein beachtliches ehrenamtliches Engagement. In einer schwierigen Phase des VFL Osnabrück übernahm im Präsidium des Vereins die Verantwortung, um sich für einen Neuaufbruch und selbstverständlich auch für einen Aufstieg in die nächste Liga einzusetzen. Ein Weg durch Höhen und Tiefen, den er auch mit einem kritischen Blick auf den „Fußball-Gott“ begleitet hat, nachzulesen in seinem Buch: „Im Fußballhimmel und auf Erden“. Wie in der Gesellschaft müssten auch im Sport ethische Werte vertreten werden, lautet sein Credo.

30 x 30 ging zu Ende mit einem Lob für die literarischen Beiträge und einen Dank an den Ehrengast für seinen Besuch, an die Küche und die Bewirtung, nicht zuletzt an die treuen Förderer der Bürgerstiftung. Die neue Stiftungsratsvorsitzende Lorena Israel-Finley beschloss mit ihren anerkennenden Worten einen rundum gelungenen Abend. Dem originellen Projekt 30 x 30 sind in Zukunft noch weitere Folgen zu wünschen. Die 30. Aufführung sollte auf jeden Fall noch erreicht werden!

Detlef Salomo