Die Muse und der Wein

Nicht ohne Grund nennt man die Weinernte auch „Lese“. Zu einem edlen Tropfen am Abend harmonisiert hervorragend ein gutes Buch. Mit einer Spätlese im doppelten Sinn des Wortes lassen viele Literatur- und Weinfreunde ihren Tag ausklingen, so wie die Bürgerstiftung mit ihrem „Musikalisch-Literarischen Abend“ am 9. Oktober 2024 im großen Saal der Arche in Alt-Lotte. „Plattdüske Vertellekes“ berichteten vom Etikettenschwindel im Weinhandel, vom verdünnten Messwein in  den dürftigen Nachkriegsjahren, wo man Spätburgunder mit Eier und Speck bezahlen konnte. Dann wurde von einem Ehepaar erzählt, die ein Leben lang „eisern“ zusammengehalten hatten und sich nun zu ihrem Jubiläum den „Wienbrandt“ mit Zucker anreicherten und in einen lieblichen „Wien“ verwandelten. Auch von Augustin Wibbelt gab es „watt up Platt“ . Auf einem Vortrag über die Gefahren des Alkohols im Wein, reagierten die Zuhörer irritiert: Was brauchen wir Ratschläge über den Wein, wir trinken Bier und Fusel.

Umgekehrt rühmen Dichter und Komponisten die inspirierende Wirkung des Weins: Beethoven komponierte seine Mondscheinsonate nach einer Flasche Rüdesheimer. Goethe behauptet, er habe „die Leiden des jungen Werthers“ bei einer Flasche guten Burgunders niedergeschrieben. Der Wandsbecker Bote Matthias Claudius dichtete eine Lobeshyhmne auf den Rheinwein. Für diese Werbung waren die Winzer so dankbar, dass sie ihm jedes Jahr eine Kiste Rheinwein schickten. Und der trinkfeste Heine preist den Wein als Sorgenlöser und Friedensstifter:

„Der Rheinwein stimmt mich immer weich
und löst jedwedes Zerwürfnis
in meiner Brust, entzündet darin
der Menschenliebe Bedürfnis.“
 
Am Klavier begleitete Martin Ufermann virtuos das Literaturprogramm mit ausgewählten Kompositionen und passenden Improvisationen, ein berührendes Zusammenspiel von Wort und Musik.
 
Die zahlreichen Besucherinnen und Besucher erlebten einen geistvollen und amüsanten Abend über den Wein, inspirierend für Geist und Seele.
Die Mitwirkenden waren Inge Loske, Marlene Winkelmann, Wolfgang Israel, Martin Ufermann und Detlev Salomo.

(Pastor Detlef Salomo)